Plädoyer: Schafft die interaktiven Whiteboards ab

Einer der wohl zentralsten Bausteine des Digitalisierungsplans der letzten Jahre für die Schulen im Land waren die interaktiven Whiteboards. Voller Technik und voller Erwartungen wurden sie teilweise als Tafelersatz, teilweise als Ergänzung zur Kreidetafel in die Klassenzimmer gebaut. In manchen Schulen wurden Whiteboardräume eingerichtet, da der Luxus eines solchen Gerätes in jedem Klassenzimmer den wenigsten Schulen vergönnt blieb. Doch wer derlei Geräte im Unterricht einzusetzen versucht gelangt schnell von der (möglicherweise vorhandenen) Begeisterung zurück in den Alltag des Schulwahnsinns und die Kollegen, die ohnehin jegliche Veränderung kritisch sehen, sehen sich wieder einmal bestätigt. Denn statt Fortschritt und effektiven Nutzen im Unterricht fördern die Geräte Frust und Ärger im Unterrichtsalltag. Was ist hier wieder schiefgelaufen?
  • Veröffentlicht am 2018-08-13 12:43:21

Einer der wohl zentralsten Bausteine des Digitalisierungsplans der letzten Jahre für die Schulen im Land waren die interaktiven Whiteboards. Voller Technik und voller Erwartungen wurden sie teilweise als Tafelersatz, teilweise als Ergänzung zur Kreidetafel in die Klassenzimmer gebaut. In manchen Schulen wurden Whiteboardräume eingerichtet, da der Luxus eines solchen Gerätes in jedem Klassenzimmer den wenigsten Schulen vergönnt blieb. Doch wer derlei Geräte im Unterricht einzusetzen versucht gelangt schnell von der (möglicherweise vorhandenen) Begeisterung zurück in den Alltag des Schulwahnsinns und die Kollegen, die ohnehin jegliche Veränderung kritisch sehen, sehen sich wieder einmal bestätigt. Denn statt Fortschritt und effektiven Nutzen im Unterricht fördern die Geräte Frust und Ärger im Unterrichtsalltag. Was ist hier wieder schiefgelaufen?

Bestandsaufnahme: Viele Schulen nutzen interaktive Whiteboards von namenhaften Herstellern zusammengesetzt aus einem PC, einem Kurzdistanzbeamer und einer interaktiven Whiteboardfläche mit integriertem Soundsystem, mal mit einem (boardspezifischem) Stift oder nur mit den Fingern bedienbar. Fertig angeschlossen sollten diese Geräte den Zugang zu multimedialen Unterrichtsinhalten eröffnen. Doch in der Realität sieht es wie so häufig anders aus. Kommt man in den Klassenraum, schaltet man das Gesamtpaket aus Beamer, Whiteboardfläche und PC erstmal an und wartet. Meist werden auch noch auf dem selten genutzten PC längst überfällige Windowsupdates fertiggestellt und man wartet noch immer. Da kann die Begrüßung der Schülerinnen und Schüler ruhig seine Zeit dauern, sollte man die Technik für den Unterrichtseinstieg benötigen. Ist alles hochgefahren, schließt man erstmal alle durch den Autostart geöffneten Fenster, steckt seinen USB-Stick ein und öffnet das benötigte Programm wahlweise mit der Maus, dem Stift oder den Fingern und müht sich dabei von der einen Ecke der Whiteboardfläche in die andere und dann wartet man wieder. Im schlimmsten Fall ist die Toucheingabe so schlecht konfiguiert, dass man mit dem Stift oder den Fingern einige Zentimeter neben der Schaltfläche klicken muss, damit diese auf dem PC an der richten Position angenommen wird. Die ersten fünf Unterrichtsminuten dürften jetzt schon längst vorbei sein.

Die teuren Geräte erfüllen so wohl kaum ihren Zweck. Daher rate ich dringend davon ab weitere solcher Zeit- und Geldfresser in den Klassenräumen zu installieren und den Frust der Lehrerkollegen weiterhin zu strapazieren. Doch ganz ohne zentrale Visualisierung kommt auch eine Tabletklasse oder ein multimediagestützter Unterricht nicht aus. Wie kann man das ganze also gewinnbringend und effektiv einsetzen? Meiner Meinung nach reichen ein fest installierter Kurzdistanzbeamer mit angeschlossenem Soundsystem, ein System zur drahtlosen Displayübertragung für alle Betriebssysteme, ein Anschluss für HDMI und VGA an der Wand sowie ein Tablet mit Stift für jeden Lehrer. Das sind nicht nur deutlich weniger Kosten pro Klassenraum, sondern auch ein Gewinn an Flexibilität und Zuverlässigkeit. Der Projektor ist in wenigen Sekunden betriebsbereit und das Tablet der Lehrer im besten Fall ohnehin schon eingeschaltet. Durch ein kabelloses Übertragungssysstem entfällt zudem das lästige Kabelgewirr. Als Backuplösung existieren die Kabelanschlüsse an der Wand, da gerade für Videoübertragungen die drahtlosen System in der Regel nicht stabil genug sind. Statt ein paar Kollegen mit der Wartung der PCs an den Whiteboardsystemen zu betrauen, kann eine Sprechstunde für Probleme mit den Geräten der Kollegen eingerichtet werden, sodass jeder Lehrer für seine Technik selbst verantwortlich ist und sich sicher sein kann, dass sie funktioniert.