Warum Computerräume ins Museum gehören

Computerräume gelten jahrzehntelang als eines der Statussymbole vieler Schulen. Je mehr Computer, desto besser. Meiner Meinung nach sollten diese jetzt jedoch endlich abgeschafft werden!
  • Veröffentlicht am 2018-10-01 14:04:50

Computerräume gelten jahrzehntelang als eines der Statussymbole vieler Schulen. Je mehr Computer, desto besser. Meiner Meinung nach sollten diese jetzt jedoch endlich abgeschafft werden! Neben einem immensen administratorischen Aufwand und hohen Unterhaltungskosten, verhindern sie auch die integrative Einbindung von digitalen Medien in den Unterricht. 

 

In vielen Schulen gehören sie seit Jahren zur Pflichtausstattung und sind gleichzeitig jedoch auch ein leidiges Thema. Durch ein pädagogisches Netzwerk und einen personenbezogenen Zugang können die Schülerinnen und Schüler sich an jedem dieser PCs anmelden, um dort die Aufgaben der Lehrkraft zu erledigen. Hierzu wird den Schülern eine Auswahl an pädagogischer Software bereitgestellt. Eigene Programme können sie nicht installieren. Dadurch erhält jeder Schüler in seiner Schulzeit Zugang zu einem PC. Was in der Theorie gut klingt, führt in der Praxis jedoch zu Schwierigkeiten. Viel zu häufig wird in Unterrichtsstunden mit den folgenden Problemen gekämpft, anstatt sich den eigentlichen Unterrichtsinhalten zu widmen:

  1. Die Programme und die Hardware auf den Computern sind veraltet, sodass sie viel zu langsam sind und sehr hohe Wartezeiten verursachen.
  2. Updates werden zu selten und zu den ungünstigsten Zeitpunkten (Stundenanfang) gemacht.
  3. Die Hardware vieler PCs ist durch Schüler beschädigt oder gestohlen worden, sodass Kontrollen eingeführt werden müssen.
  4. Die Anmeldung und Abmeldung am Schulserver dauert enorm lange, da das pädagogische Netzwerk oder der Server mit der gleichzeitigen Anfrage von 30 oder mehr Schülern überfordert ist.
  5. Mit der Verwaltung der PC-Räume sind ein oder zwei Kollegen betraut, die eine viel zu geringe Zahl an Entlastungsstunden für den hohen administrativen Aufwand erhalten.

Zudem befinden sich die Computer in einem separaten Raum, wodurch die Schüler aus ihrer gewohnten Umgebung geführt werden, was am Stundenanfang schon zu Rangeleien um die Sitzplätze führt und eine permanente Störquelle ist. Dies führt aber vor allem auch dazu, dass Computer etwas besonderes, außergewöhnliches bleiben, die im normalen Unterricht nichts zu suchen haben. Das ist meiner Meinung nach jedoch der falsche Ansatz, da es mittlerweile auch mehr darum gehen muss, die digitalen Medien benutzen und in den Alltag integrieren zu können. Schüler müssen deshalb integrativ an digitale Medien herangeführt werden statt sie in einem abgeschlossenen, sterilen Raum irgendwo im Schulgebäude, womöglich noch im dunklen Keller, aufzusuchen und aufgrund der oben aufgelisteten Probleme widerwillig und voller Frust zu nutzen.

 

Aber wie stelle ich mir den Einsatz von PCs in der Schule dann vor?

Jeder Schüler besitzt ein eigenes Convertible/2-in-1-Gerät mit Stift (ob BYOD oder von der Schule gestellt sei dahingestellt) und ist für dieses verantwortlich. Er lernt so nicht nur den verantwortungsvollen Umgang mit dem Gerät, sondern auch die Einrichtung der Software und ist bei der Installation eines Programms nicht direkt überfordert. Zudem fördert es die Selbstständigkeit der Schüler, da sie sich nicht einfach an den gemachten Tisch setzen können, sondern selbst dafür sorgen müssen, dass ihr Tablet einsatzbereit, d.h. aufgeladen und voll funktionsfähig, ist. Wenn jeder Schüler sein eigenes Gerät immer zur Hand hat, kann eine integrative Mediennutzung auch im normalen Unterricht mit diversen Apps und OneNote als digitales Heft starten.

 

Das bedeutet natürlich, dass zunächst auch hier einige Herausforderungen auftreten. Diese sind weitestgehend jedoch ohnehin vorhanden und müssen in der Schule angegangen werden:

  1. Schulung des Lehrpersonals, damit auch sie den Umgang mit digitalen Medien beherrschen.
  2. Verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Medien der Schüler im und außerhalb des Unterrichts.
  3. Einrichtung einer Mediensprechstunde für Schüler und Lehrkräfte zur Unterstützung in der Administration ihrer Geräte oder bei Softwarefragen.
  4. Flächendeckendes W-LAN in der Schule mit ausreichend Bandbreite für alle Schüler und Lehrer

 

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